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Wie die Meerjungfrau ins Margarethenbad kam

für Theo von Ingeborg Schipflinger

"Viel Glück", sagte König Neptun, als seine jüngste Tochter Lola Meeriola ihm mitteilte, sie wolle nicht mehr in den Tiefen des Meeres leben, sondern sich eine neue Heimat suchen. Seit die Menschen begonnen hatten, mit riesigen Öltankern die Meere zu kreuzen, die Gewässer leer zu fischen und das Ökosystem zu zerstören, wurde das ehemals kristallklare, saubere Wasser unaufhaltsam schmutziger und trüb. Meeresbewohner waren es zwar gewohnt, im Halbdunkel und Schatten zu leben, doch nun gab es immer öfter Tage, an denen sie nicht mehr den ersten Lichtstrahl des Morgens, ja nicht einmal mehr Sonne, Mond und Sterne sehen konnten. Nein, hier wollte die immer schon rebellische Lola nicht mehr bleiben!

Im ersten Licht eines Sonntagmorgens machte Lola Meeriola sich auf, die ihr vertraute Unterwasserwelt zu verlassen. Der Abschied von ihrem Vater, ihren Geschwistern und den anderen Bewohnern der Stadt auf dem Meeresboden fiel ihr nicht leicht. "Ich weiß nicht, ob ich jemals zurückkomme", sagte Lola im Stillen ein ums andere Mal, "aber ich MUSS gehen, was immer mich auch da oben erwartet."

Sie glitt, ohne sich noch einmal umzublicken, nach oben. Ihr blaugrüner Schwanz blitzte kurz auf, als sie der glänzenden Wasseroberfläche entgegenschwamm.

Lola Meeriolas Suche nach einem neuen Zuhause führte sie über alle Meere und Kontinente dieser Erde, über Berge, Flüsse und Seen. Wenn Müdigkeit sie überfiel, luden Delfine, Wale und andere Tiere sie ein, auf ihren starken Rücken auszuruhen. Sie kämpfte gegen Meeresungeheuer, stieß auf tapfere Matrosen und furchtlose Piraten, sah zu Wasser und an Land viel Schönes, aber auch Furchtbares. Dann wurde Lola sehr traurig und verlor beinahe den Mut, weiterzuziehen. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie: Irgendwo auf der Welt gibt es sie noch, die heile Welt! So zog Lola immer weiter und hörte irgendwann auf, die Tage und Wochen, Monate und Jahre ihrer Wanderschaft zu zählen.

Eines Tages, als Lola schon dachte, ihre Kräfte würden nicht mehr ausreichen, um den Platz ihrer Träume zu finden, trug ein mächtiger Adler sie auf seinen starken Schwingen in die majestätische Bergwelt der Hohen Tauern und setzte sie inmitten des Naturschutzgebietes ab. "Schau dich doch hier einmal um, ich glaube, hier findest du, was du suchst!", krächzte der Herr der Lüfte, bevor er sich wieder empor schraubte, dem Gipfel des Großglockners entgegen.

Den Abend und die Nacht verbrachte Lola auf einem Bett aus Moos, sie dachte nichts, atmete nur die klare Luft ein, lauschte dem Rauschen der Bäume. Als das erste Tageslicht zu fließen begann und die Vögel ihren Morgengesang anstimmten, bewegte Lola sich der sonnigen Seite des Nationalparks - Kärnten, zu. Immer mehr verdichtete sich in ihr das Gefühl, bald DAHEIM zu sein.

Ihr Weg führte Lola durch eine nahezu unberührte Naturlandschaft, seltene Pflanzenarten säumten ihren Weg. Durch gigantische Schluchten und über schattige Waldwege mit Ausblick auf das Mölltal schlängelte sich die Meerjungfrau dem Tal entgegen. Im glasklaren Spiegel eines Bergsees konnte Lola sich selbst erkennen: Dichtes, kupferrotes Haar, schmale, grüne Augen, milchweiße Haut und von der Hüfte abwärts eine stromlinienförmige, blaugrün schimmernde Silhouette.

Eine zeitlang ließ Lola sich auf dem Rücken im klaren, erfrischenden Wasser des Sees treiben, sah hinauf zu einem majestätischen Bartgeier, der hoch oben am Himmel seine Kreise zog. Später ließ sie sich von dem überschäumenden Wasser eines Bergbaches hinunter ins Tal tragen.

In der Nähe der Ortschaft Lainach landete Lola Meeriola etwas unsanft in einem leise dahinplätschernden Bach, in dem es vor Forellen nur so wimmelte. Unter den dichten Sträuchern am Ufer war es angenehm kühl, dunkelgrün und feucht. Alles war genau so, wie Lola es liebte.

Unvermutet fand die Meerjungfrau sich vor einer Höhle, - nein, es handelte sich nach näherer Betrachtung um einen aufgelassenen Eisenbergbaustollen, wieder. Aus dem Inneren des Stollens war das Sprudeln von Wasser zu hören. Lola drehte sich einmal um die eigene Achse und betrachtete aufmerksam die Umgebung. Ihre Augen blitzten auf: Sie befand sich an einem wunderbaren Platz, eingehüllt von tiefreichenden, dichten Zweigen. Lola blickte hinauf in den Baldachin aus Blättern, sie hatte das Gefühl, in einer von gedämpftem Licht durchfluteten Kirche zu stehen und versank in einen Zustand der Freude und inneren Ruhe. Sie hatte den Platz ihrer Träume gefunden.

Das alles hat sich vor langer, langer Zeit zugetragen. Da Meerjungfrauen bekanntlich unsterblich sind, ist Lola Meeriola auch heute noch in Lainach, nahe des Margarethenbades, zu Hause. Manchmal, in mondhellen Nächten, kann man sie atemberaubende Wasserfälle hinabschießen oder im klaren Wasser der Möll schwimmen sehen. Verzauberte Melodien, die sogar die Wellen innehalten lassen, um zu lauschen, klingen dann durch das Tal.

Sollten Sie an alldem zweifeln, dann fragen Sie doch die Jäger und Fischer, die im Nationalpark Hohe Tauern unterwegs sind! Oder, noch besser: Wenden Sie sich an die Familie Ebner vom Hotel Margarethenbad www.erholung.at Sie werden Ihnen bestätigen, dass alles GENAUSO ist, wie ich es in meiner Geschichte geschildert habe!


© Ingeborg Schipflinger für www.meerjungfrau.at


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